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 Beiträge 

  • AutorenbildChristian Olbrich

Wie Impulse unsere Arbeit beeinflussen


Mancher Impuls erschließt uns interessante, neue Perspektiven, andere Impulse hindern uns jedoch immer wieder an einem konzentrierten, zielgerichteten Arbeiten


Breaking News

Pling-plong, mein Smartphone buhlt um meine Aufmerksamkeit. Ein Tastendruck, ein rascher Blick und schon bin ich raus aus meiner Arbeit. Eine Push-Nachricht zu irgendeinem Skandal auf dieser Welt hat mich aus meiner Konzentration gelockt. „Breaking news“, welch eine zutreffende Bezeichnung. Warum habe ich mich verführen lassen? Bitte erwarten Sie jetzt nicht „die besten 10 Tricks und Kniffe zur Selbststeuerung“ für Ihren Business-Alltag. In diesem Artikel geht es nicht darum, Impulse zu reduzieren oder auszusperren. Vielmehr soll er eine Anregung sein, alltägliche Impulse klarer wahrzunehmen und durch eine bewusste Betrachtung konstruktiv mit ihnen umzugehen.


Bloß nichts verpassen

„Das hast du nicht mitgekriegt? Die Medien sind doch voll davon...“ Nein, hatte ich nicht. Ich sitze in einem Online-Meeting, in dem gerade die Wahrscheinlichkeit einer zweiten Welle Corona-Infektionen Thema ist. Eine Push-Nachricht hier, ein Tweet dort, ein Blick in den Kalender oder auf die Uhr; mit einer Smart Watch können wir dazu noch 24/7 unsere Leistungsfähigkeit überwachen. Das Smartphone ist unser Rund-um-die Uhr-Management-Tool geworden. Nicht informiert oder nicht erreichbar zu sein, löst bei manchem in unserer westlichen Gesellschaft zumindest Unwohlsein, wenn nicht gar Panik aus. Wo steckt mein vierzehnjähriger Sohn, wann kommt die Paketsendung zu Hause an und welcher Discounter hat das billigste Grillfleisch? Es ist gar nicht so einfach, die Filter richtig zu setzen, wenn ich meinen Tag produktiv nutzen will.


Impulsdistanz üben

Mein Telefon klingelt. Auf dem Display steht der Name des Kollegen, der eben schon dran war. Mein affekthafter Impuls ist, ihm unmissverständlich klarzumachen, dass ich ihm nicht helfen kann und nun in Ruhe weiter arbeiten will. Ich hole tief Luft – und atme aus. Noch einmal atme ich ein und aus. Ich halte inne und lächele mir zu, der erste Impuls ist durchgezogen. Mein Geisteszustand hat sich innerhalb weniger Sekunden signifikant verändert. Ich nehme das Gespräch an, das sich nun in einem freundlich-konstruktiven Rahmen abspielt. Die Routine des Nicht-(Re)Agierens, wenn uns ein Impuls erreicht, ist auf viele Situationen übertragbar: Der vierzehnjährige Sohn ist schon ganz schön selbstständig, das Paket kommt auch ohne mein Zutun an und ein Euro mehr für das Grillfleisch kann eigentlich der Qualität nur zuträglich sein.


Das Wesen eines Impulses

Lassen Sie uns einen Impuls näher betrachten. Durch unsere Sinnesorgane aufgenommen, wird ein unglaubliches Datenvolumen in unserem Gehirn verarbeitet, der größte Teil, ohne dass es uns bewusst wird. Welche Teile die Grenze der Bewusstheit überschreiten, hängt von vielen Faktoren ab: von unserer Wachheit, unserer Fokussierung oder unserer Umgebung. Wir können uns den Impuls wie einen Stoß vorstellen. Ab einer bestimmten Stärke werden wir auf ihn aufmerksam und reagieren. Für viele Impulse haben wir Routinen entwickelt, sodass eine Auseinandersetzung mit dem Reiz unmittelbar nach seiner Wahrnehmung nicht bewusst stattfindet. Das hält den Aufwand für unser Gehirn gering, lässt uns jedoch auch Dinge tun, die wir bei tieferer Betrachtung anders gemacht hätten. Haben Sie auch schon einmal stundenlang ohne Pause konzentriert vor sich hin gearbeitet, weil etwas fertig werden musste? Bewusst betrachtet, wären regelmäßige Pausen sinnvoll gewesen, hätte auch etwas zu trinken die Leistungsfähigkeit verbessert, sodass Sie effizienter gearbeitet hätten und der eine oder andere Fehler nicht passiert wäre. Ein tieferes Betrachten war Ihnen in diesem Augenblick jedoch nicht möglich.


Positive Impulse Ganz schön mies, diese Impulse. Sie locken uns in ganz alltägliche Fallen oder verstecken sich und am Ende sagen wir Dinge, die uns später leidtun, schaffen unsere Arbeit nicht oder essen billiges Grillfleisch. Gibt es denn nicht auch positive Impulse? Wenn wir einem Impuls-Vortrag lauschen oder einen wertvollen Impuls zu einer Sache erhalten, ist das sicher nützlich. Hilfreich ist ein Impuls, indem er uns veränderte Betrachtungsweisen zu einer Sache ermöglicht. Er kann uns die Augen öffnen, unseren Horizont erweitern, lässt uns über den Tellerrand schauen. Meist ist im Moment seiner Wahrnehmung noch gar nicht klar, welches Potenzial in einem Impuls steckt.


Keinen Impuls verpassen

Geben wir uns keinen Illusionen hin: „Heureka, ich hab‘s“, begleitet von Blitz und Donner, gibt es nur in Hollywood-Filmen. Wollen wir verantwortlich mit Impulsen umgehen und Wertvolles in ihnen erkennen, müssen wir dazu etwas beitragen. Erkenntnisse sind nicht einfach da, ein Transfer ist nötig, und der will entwickelt werden. In meinem Rezept für die Entwicklung befinden sich einige im Alltag rare Zutaten:

  • Eine positive Grundhaltung, jeglichen Impuls willkommen zu heißen

  • Die Gelassenheit innezuhalten, wenn ein Impuls wahrnehmbar wird

  • Einen Moment Zeit, tief zu schauen, was der Impuls für uns bereithält

  • Ein auskömmliches Maß an Selbstliebe, um alle Impulse mit Wohlwollen vom Herzen her begegnen zu können

  • Die Bereitschaft zur Reflexion, um auch tief verankerte Glaubenssätze an neuen Impulsen messen zu können

  • Vertrauen, sich auf diese Übung einzulassen, selbst wenn Ihnen das gerade wenig greifbar erscheint, die Erkenntnis nicht sofort beim ersten Versuch da ist und sich immer wieder Misserfolge „einschleichen“

Betrachten wir diese sechs Förderer eines „guten“ Umgangs mit Impulsen, erkennen wir leicht, dass Zeitknappheit, Stress und Überbelastung weniger gute Partner bahnbrechender Erkenntnisse sind. Die damit oft einhergehenden affekthaften Vermeidungsroutinen und die mangelnde positive Grundeinstellung verhindern leicht, den Impuls willkommen zu heißen und ihm auf einer bewussten Ebene zu begegnen.




Innezuhalten hilft uns, um Offenheit für in uns aufsteigende Impulse

zu entwickeln






Mehr Aufwand, mehr Wohlbefinden

Je klarer der Blick auf die in uns aufsteigenden Impulse wird, desto mehr Aufwand bereiten uns Impulse. Denn was da hoch kommt, kann uns erschrecken, beschämen oder ratlos machen. Zur Auseinandersetzung damit, empfinde ich das Modell des Zen-Meisters Thich Nhat Hanh als sehr hilfreich. Vereinfacht beschrieben, stellt es das Bewusstsein als einen Kreis mit einer oberen Hälfte, dem Geistbewusstsein, und einer unteren Hälfte, dem Speicherbewusstsein dar. Was wir alltäglich im Geistbewusstsein erleben, entwickelt Samen, die ins Speicherbewusstsein hinabsinken. Dort gesellen sie sich zu unseren früheren Erfahrungen, auch die Erfahrungen unserer Vorfahren finden sich hier: Freude, Liebe, Achtsamkeit, jedoch auch Ärger, Angst und Verzweiflung gedeihen hier. Die Samen wachsen als Schösslinge auf dem Nährboden des Speicherbewusstseins nach oben ins Geistbewusstsein und tragen als Impulse vielfältige Facetten dessen, was sich im Speicherbewusstsein angesammelt hat.


Wozu das Ganze? Kümmern wir uns mit Wohlwollen um die schwierigen Anteile dieser Impulse, können wir negative Anteile transformieren. Mit den Erkenntnissen über uns selbst, die uns eine tiefe Auseinandersetzung und Aussöhnung mit ungeliebten Anteilen in uns ermöglicht, bescheren wir uns selbst und unserer Mitwelt eine Quelle des Glücks und Wohlbefindens. Unmittelbare Mehrwerte eines bewussten Umgangs mit Impulsen sind natürlich auch ganz einfach bessere Entscheidungen in wichtigen Momenten. Nutzen Sie Ihre Gedankenleistung dafür, Klarheit zu erzeugen, was für Sie im jeweiligen Moment wesentlich ist.


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